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  • Linea Lauth

Projekt in Kenia und Infos über FGM

Hey!


Mein Freiwilligendienst in Uganda hat Anfang November letzten Jahres aufgrund des dortigen Ebolaausbruches eine plötzliche Wendung genommen. Alle weltwärts-Freiwillige mussten zu diesem Zeitpunkt so schnell wie möglich Kampala verlassen. Ich bin mit meinen Mitfreiwilligen Lioba und Franzi nach

Kenia gekommen. Während Lioba und ich in dem Ort Kuria, welcher direkt an der Grenze zu Tansania liegt, unterkamen, kam Franzi nach Maralal.


Lioba und ich haben bis zu den Schulferien bei der Primary School Kehancha Ravine, die von unserer Gastmutter Robi Marwa 2016 gegründet wurde, ausgeholfen. Dann haben wir unsere Gastmutter bei ihrer Anti-FGM Organisation „Kuria Girl Child Development Center“ (KGCDC) unterstützt.

FGM (Female Genital Mutilation) ist eine Tradition, bei der Teile oder komplette weibliche Genitalien entfernt oder andere Verletzungen den weiblichen Genitalien zugeführt werden. Dies geschieht ohne medizinischen Hintergrund. Diese Verstümmelung kann zu ernsten Blutungen und zu Problemen beim Urinieren führen. Durch die unhygienischen Bedingungen kann es zu Infektionen kommen, die lebensgefährlich sein können. Unter den möglichen langfristigen Folgen sind unter anderem Vaginal- und Menstruationsprobleme, Depressionen und Traumata. Vor allem junge Mädchen im Alter zwischen zwölf und 15 sind Opfer des gefährlichen Ritus und viele von ihnen leiden für den Rest ihres Lebens unter den Folgen.


Was sind die Gründe für dieses grausame Ritual? Die FGM-Unterstützer glauben, dass ein Mädchen nur mit einem „Cut“ erwachsen werden kann, heiraten darf und ein vollwertiges Mitglied in der Gemeinde sein kann. Beim Stamm der Kuria ist die schmerzhafte Prozedur ein fester Bestandteil der Kultur. Gerade die patriarchisch geprägte Gesellschaft profitiert von dem Ritual, denn so können sie ihre Frauen kontrollieren. Armut und fehlende Bildung tragen dazu bei, dass die Tradition weiterhin besteht. Häufig wissen die Mädchen nicht, wie das Ritual abläuft und welche Folgen es haben kann. Auch der gesellschaftliche Druck in den Kulturen und das Bedürfnis, sich zugehörig zu fühlen, gehören zu den Hauptgründen, warum junge Mädchen sich freiwillig dem „Cut“ unterziehen.


FGM ist eine Menschenrechtsverletzung. Es zeigt tiefverwurzelte Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und eine extreme Form von Diskriminierung gegen Mädchen und Frauen.


Seit 2011 ist FGM offiziell in Kenia verboten. Dennoch ist in Kuria die Genitalverstümmelung von Mädchen leider noch sehr stark verbreitet - Kuria hat die höchste FGM-Rate in ganz Kenia. Die Kuria praktizieren Typ 1 und 2, die Entfernung der Klitoris und teilweise die der inneren Schamlippen. Seit über 40 Jahren kämpft unsere Gastmutter in Kuria gegen FGM. Sie selbst konnte glücklicherweise dem „Cut“ mit der Hilfe ihres Vaters im Jahr 1974 entfliehen. Dies führte jedoch dazu, dass sich die Community gegen sie gestellt hat. Robis Familie war es in der Region nicht erlaubt, Waren zu kaufen oder zu verkaufen. Menschen haben sogar versucht, ihr Haus anzuzünden. Egal, ob auf dem Schulweg oder in der Schule selbst, überall wurde Robi geächtet. Daraufhin wollte ihr Vater, dass sie in einen anderen Distrikt flieht und dort ihre Ausbildung fortsetzt. Robi floh, ging zur Universität und wurde Lehrerin. Sie hat geheiratet und vier Kinder bekommen. Mittlerweile ist sie pensioniert, kämpft aber weiterhin gegen FGM. Mit der Primary School Kehancha Ravine und ihrer Nichtregierungsorganisation KGCDC hat Robi einen Meilenstein im Kampf gegen FGM gelegt. KGCDC setzt sich für die Rettung, Bildung, soziale Entwicklung und Gesundheit der Mädchen in Kuria ein. Robi hat zudem ein Buch geschrieben. Es heißt „Complete without a Cut“ und wird demnächst veröffentlicht.

Seit dem Ferienbeginn (Mitte November) wurden junge Mädchen in ihren Stämmen beschnitten. Da die Grundschule Kehancha Ravine während der Ferien leer stand, war es Robis Herzensangelegenheit, die geretteten Mädchen dort unterzubringen.

Neun Mädchen, alle im Alter zwischen zwölf und 13, haben während der Ferienzeit in der Schule gewohnt. Sie haben uns erzählt, dass sie von ihrer Community weggelaufen und zur Polizei gegangen sind. Dort haben sie nach Robis Hilfe gefragt. In den meisten Fällen ist es der Vater gewesen, der wollte, dass seine Tochter beschnitten wird.


Lioba und ich sind von Montag bis Freitag in der Schule gewesen und haben dort die Tage mit den Mädchen verbracht. Wir haben zum Beispiel Karten, Fußball und Verstecken gespielt. Besonders das Spiel „Double“ haben die Mädchen geliebt. Freundschaftsarmbänder haben wir auch zusammen gemacht. In den letzten Tagen saßen wir meistens auf einer Picknickdecke draußen und haben zu African-Pop getanzt. Das hat allen sehr viel Spaß gemacht.





Am letzten Tag gab es eine kleine Zeremonie. Die Eltern der Mädchen wurden eingeladen, wobei ausschließlich nur die Mütter erschienen sind. Robi hatte sowohl für die Mädchen als auch für Lioba und mich Zertifikate vorbereitet. Bei den Zertifikaten der Mädchen stand, dass sie in dieser Ferienzeit Wissen über FGM und ihre schrecklichen Folgen erlangt haben. Zudem wurde bei ihren Zertifikaten angemerkt, dass sie über Zielsetzung, Beziehungen, Hygiene, Identität und persönliche Entwicklung gesprochen haben. Das war eine sehr schöne Geste! Zum Abschied haben Lioba und ich allen Mädchen Kekse gegeben. Dann war es soweit und die Mütter haben ihre Kinder wieder mit nach Hause genommen. Zwei Mädchen werden bis zum Schulbeginn von einem Pflegevater aufgenommen. Dann kommen sie in das Internat Kehancha Ravine. Das Problem ist jedoch, dass Robi Gelder fehlen, um langfristig die Schulgebühren der Mädchen zu bezahlen.

Ein Mädchen, namens Teressea, hat immer noch große Angst, zu ihrer Familie zurück zu kehren. Sowohl der Vater als auch die Mutter wollen sie dazu zwingen, in ihrem Stamm beschnitten zu werden. Aufgrund dieser brenzlichen Situation hat unsere Gastmutter sie bei uns Zuhause aufgenommen. Bis zu unserer Abfahrt haben wir mit ihr die Zeit verbracht. Wir haben vor allem das Spiel „Dobble“, das ich ihr an unserem letzten Tag geschenkt habe, gespielt.

Lioba und ich haben bereits eine GoFundMe Seite für das Anti-FGM Projekt unserer Gastmutter erstellt und damit bereits 410€ sammeln können. Nichtsdestotrotz wäre es eine große Hilfe, wenn dieses wichtige Projekt weiterhin finanziell unterstützt werden könnte. Jeder gespendete Geldbetrag kommt direkt und unmittelbar den Mädchen zugute. Ihr könnt entweder direkt über die GoFundMe Seite spenden oder eine Überweisung an mich tätigen.


Sehr gerne informiere und berichte ich auch noch genauer darüber und beantworte Eure Fragen.


Nicht nur Robi, sondern auch Lioba und ich sind für jede Form von Unterstützung sehr dankbar!



Link zur GoFundMe Seite: http://gofund.me/40df3f70


Ãœberweisung an: Linea Lauth

Verwendungszweck: Spende an Anti-FGM Projekt

IBAN: DE48 2005 0550 1232 5353 91

BIC: HASPDEHHXXX

Kreditinstitut: Hamburger Sparkasse



Weitere Links:

  • https://www.kenyanews.go.ke/kurias-first-fgm-survivor-a-true-role-model/

  • https://www.pd.co.ke/lifestyle/emerging-trends-block-progress-against-fgm-13082/?amp

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