Ja, ihr lest die Überschrift richtig. Ich musste meinen Aufenthalt in Uganda leider vorzeitig abbrechen. Um es aber vorweg zu nehmen, bin ich nicht nach Deutschland zurückgeflogen. Doch der Reihe nach…

Bereits Anfang Oktober haben wir Freiwillige mitbekommen, dass sich in Uganda Ebola ausgebreitet hat. Doch Lioba und ich waren überhaupt noch nicht besorgt und hatten auch nicht die Befürchtung, dass wir wieder nach Deutschland zurückfliegen würden.
Als Lioba und ich dann am 21. Oktober wie an jedem normalen Wochentag von der Arbeit nach Hause gegangen sind, bekam ich eine WhatsApp-Nachricht von meiner Mitfreiwilligen Franzi. Sie fragte mich, ob ich auch schon eine Email von meinem Förderprogramm weltwärts bekommen habe. Eine Freundin von ihr, die auch mit weltwärts in Kampala gewesen war, hat bereits eine Email bekommen gehabt, in der stand, dass alle weltwärts-Freiwillige, die sich gerade in Ebola-Distrikten befinden, diese so schnell wie möglich verlassen müssten. Kampala gehörte auch zu diesen Distrikten. Ich war geschockt! Plötzlich spührte ich, wie ernst die Lage nun geworden ist. Ich stoppte, sah Lioba mit leerem Gesicht an und teilte ihr Franzis Nachricht mit. Ich bekam auf einmal Angst. Lioba hingegen war stets entspannt und befürchtete nicht, dass wir auch bald Kampala verlassen müssen. Franzi, Lioba und ich hatten nämlich noch keine Email weder von unserer Organisation noch von unseren Förderprogrammen erhalten. Wir setzten unseren Weg fort, doch mein unwohles Gefühl blieb bestehen.
Zuhause angekommen, machten wir uns daran, deutsches Brot für die Hochzeit zu backen, zu der wir am darauffolgenden Tag eingeladen waren. Gerade als wir mit dem Teig fertig waren, vibrierte mein Handy und ich sah, dass es eine Email von ICJA, unserer Entsendeorganisation, war. Ich öffnete die Email in der Küche und las gespannt die Nachricht durch. Ich erstarrte. Ohne einen Ton zu sagen, verließ ich die Küche und ging in unser Zimmer. Lioba folgte mir. Ich setzte mich auf meine Bettkante und las die Email zum zweiten Mal. Ich konnte es immer noch nicht fassen… Wir mussten Kampala verlassen!
Ich blickte Lioba an und erzählte ihr alles, was in der Email stand. Auch sie sah nun die Email auf ihrem Handy. Uns wurden drei Optionen offengelegt, die noch auf ihre Machbarkeit geprüft werden mussten. Wir hätten entweder nach Deutschland zurückkehren, in ein anderes, nicht von Ebola betroffenes Distrikt unplatziert werden oder nach Kenia für drei Monate ausweichen können, in der Hoffnung, dass der Ausbruch bis dahin vorüber ist und wir unseren Freiwilligendienst in Uganda fortsetzen können.
Für Lioba und mich war klar, dass wir auf keinen Fall frühzeitig nach Deutschland zurückkehren wollten. Auch die zweite Option kam für uns nicht infrage, da wir befürchteten, dass wir, wenn sich Ebola weiter ausbreitet, ein weiteres Mal, den Standort wechseln müssten. Da Lioba und ich vor unserer Entscheidung gerne noch mit unserer ICJA-Ansprechpartnerin aus Deutschland sprechen wollten, riefen wir sie an. Durch das Telefonat bekamen wir noch einige wichtige Informationen. Zum Beispiel sagte sie uns, dass wir uns weitestgehend isolieren und nicht mehr zu unserem Projekt gehen sollten. Die Hochzeit am nächsten Tag sollten wir außerdem meiden. Da wir aber darauf bestanden, dass unsere Gastfamilie zur Hochzeit geht, buken wir das Brot fertig und gaben es zusammen mit Salz und einer Karte unserer Gastmutter mit.

Auch Franzi riefen wir an und wir tauschten unsere Gefühle und Gedanken aus. Obwohl wir alle die Kenia-Option favorisierten, mussten wir erstmal abwarten, ob es überhaupt möglich wäre, uns für drei Monate in Kenia zu platzieren.
Am 24. Oktober wurde uns dann mitgeteilt, dass wir uns um ein Touristenvisum für Kenia kümmern sollen. Es stand also fest: Wir reisen am 1. November nach Kenia! Während ich auf der einen Seite traurig war, den Aufenthalt in Uganda vorübergehend abzubrechen, war ich auch voller Vorfreude und Neugier. Lioba, Franzi und ich hatten bereits vorgehabt, während unseres Freiwilligendienstes Kenia zu erkunden. Am 1. November sollten wir von Entebbe nach Nairobi fliegen und von dort von ICYE-Kenia abgeholt werden. Für die Einreise nach Kenia machten wir einen Ebola-Test in Kampala.

Die letzen Tage vergingen wie im Flug. Wir trafen uns noch mit ein paar Freunden und genossen die letzten Tage in Kampala. Zum Beispiel aßen wir noch ein paar mal unsere geliebte Rolex, hatten mit unserem Gastbruder einen tollen Filmeabend und machten für unsere Gastfamilie Kartoffelpuffer.
1. November, 4:45 Uhr. Der Wecker klingelte. Es ist soweit! Bevor wir ins Auto stiegen, umarmten wir unsere Gastfamilie und sagten ihr „Aufwiedersehen“, denn wir waren alle fest davon überzeugt, dass wir nach Kampala zurückkommen werden.

Am Flughafen lief alles super! Da wir vor unserem Flug noch viel Zeit hatten, gönnten wir uns ein großes Frühstück!
Bereits nach einer knappen Stunde landeten wir gut in Nairobi. Mein erster Eindruck: kalt und regnerisch. Seit Oktober herrscht hier die Regenzeit, die voraussichtlich im Januar endet. Vom Flughafen wurden wir direkt zu einem Krankenhaus gefahren, um dort unseren zweiten Ebola-Test zu machen. Das verlief sehr schnell und unkompliziert. Danach haben wir mit unserer Ansprechpartnerin von ICYE-Kenia kenianische Schilling abgehoben und unsere SIM-Karte sowie mobile Daten gekauft. Auf der Fahrt zu unserem Guest House habe ich Nairobi als sehr westlich, fortgeschritten und grün wahrgenommen. Nairobi hat sehr schöne Bäume mit bunten Blüten. Besonders schön finde ich die Jacarandas Bäume. Im Guest House haben wir dann gemeinsam zu Mittag gegessen. Wir haben uns total nett mit unserer Ansprechpartnerin unterhalten und die ersten Fragen geklärt. Außerdem verabredeten wir mit ihr, dass sie uns am nächsten Morgen vom Guest House abholen würde.

Am nächsten Tag hatten wir das sogenannte „On Arrival Camp“ in ihrem ICYE Office. Unter anderem wurde uns etwas über die Geschichte, die Geographie und die Traditionen Kenias erzählt. Zudem haben wir Tipps bekommen, wie man sich am besten in einer Gastfamilie verhalten sollte. Es herrschte den ganzen Tag über eine tolle Atmosphäre und wir verstanden uns mit den drei ICYE-Mitarbeiterinnen sehr gut! Wir hatten zudem super leckeres Mittagessen zusammen. Am Ende des Tages wurden Franzi, Lioba und mir mitgeteilt, in welche Projekte wir platziert wurden. Franzi wurde einem Projekt zugeteilt, das sowohl Daycare als auch eine Schule ist. Dieses Projekt befindet sich in Maralal und ist ca. 340 km von Nairobi entfernt. Ich bin wieder mit Lioba in einem Projekt und auch in derselben Gastfamilie. Wir arbeiten in einer Primary School, die gleichzeitig auch eine Boarding School ist. Von Nairobi bis zu unserem Ort sind es 320 km. Wir alle waren sofort von dieser Zuteilung begeistert! Ich wollte immer schon mal, in einer Schule aushelfen.

Früh morgens wurden Lioba und ich von unserer Organisation abgeholt und zu einem Busbahnhof in Nairobi gefahren. Dort setzten Lioba und ich uns in einen großen Reisebus und fuhren Richtung Kuria…
Great and inspirational stories Thank you Linea