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  • Linea Lauth

Die Katze, die von der Decke fiel

Da bin ich wieder mit einem Blogeintrag :-). Der Dezember verging wirklich wie im Flug, vor allem weil es für mich und meinen Freunde am 26. Dezember direkt auf eine zweieinhalb-wöchige Reise ging. Mit mir dabei waren Lioba, Franzi, Matti und Henrike, die alle ebenfalls bis zum Ebolaausbruch in Kampala waren. Jetzt sind wir alle im Osten Afrikas verstreut. Während Lioba und ich zusammen in Migori (Kenia) leben, kam Franzi in den Ort Maralal, welcher sich im Norden Kenias befindet und mit dem Auto ca. 10 Stunden von uns entfernt ist. Henrike lebt nun auf dem Land in Rwanda. Matti blieb tatsächlich in Uganda, aber wechselte den Ort von Kampala nach Mbale, welcher im Osten Ugandas liegt. Somit war diese Reise eine richtige Reunion! Wir hatten eine unglaublich schönen, erlebnisreichen, lustigen, aber auch anstrengenden Trip. Die Orte, die wir gesehen haben, waren Mombasa, Dar es Salaam, Sansibar, Moshi/Kilimanjaro und Nairobi und das alles in nur zweieinhalb Wochen! Genaueres über unseren Urlaub kommt im nächsten Blogeintrag☺️.


Während ich im letzten Blogeintrag noch nicht wusste, wann bzw. ob wir wieder nach Kampala zurück können, steht nun offiziell fest, dass Franzi, Lioba und ich in eineinhalb Wochen, am 26. Januar, in den Flieger steigen und uns von Kenia verabschieden werden. Sowohl die ugandische Regierung, die WHO als auch das Deutsche Auswärtige Amt haben Uganda nun als ebolafrei erklärt. Einerseits werde ich die traumhafte Natur, das Landleben und unsere kenianische Gastfamilie vermissen. Andererseits freue ich mich auch schon sehr auf Maama Flora, unser Projekt, unsere liebgewonnene Freundin Gesina und die vielen Freizeitmöglichkeiten, die Kampala bietet.


Bevor ich in den nächsten Blogeinträgen wieder viel über Uganda berichten werde, wollte ich euch noch einen kleinen Einblick in meinen kenianischen Alltag geben. Damit meine ich nicht, dass ich euch jetzt chronologisch meinen Alltag herrunterrattere. Es handelt sich vielmehr um Fun Facts, die vielleicht den ein oder anderen von euch zum Schmunzeln bringen werden.


Wie ihr vielleicht bereits mitbekommen habt, lebe ich hier mit vielen Tieren zusammen. In den vorigen Blogs habe ich ausschließlich Positives von ihnen berichtet. Zum Beispiel, dass wir frische Eier und Kuhmilch bekommen. Jedoch können diese Tiere auch anders…

Fangen wir mit der „Todeskuh” an. Von den neun Kühen, die wir hier haben, müssen sich vor allem die weiblichen Personen vor ihr in Acht geben. Und nicht, dass ihr jetzt denkt, dass Lioba und ich nur diejenigen sind, die vor dieser Kuh riesengroßen Respekt haben. Nein, alle, die hier wohnen, fürchten diese Kuh und kennen ihr reißerisches Potenzial. Eines Tages war Lioba im Wohnzimmer und hat gelesen, als plötzlich die Tür nach draußen aufflog und die „Todeskuh“ hinein stapfte. Lioba war wie erstarrt und bekam keinen Mucks aus sich raus. Fliehen konnte sie sowieso nicht. Zum Glück bekam unsere Gastschwester Grace von dem Vorfall mit und lockte die „Todeskuh” sofort raus.

Ein anderes Mal brach die „Todeskuh” wieder mit ihrem Gewicht die Haustür auf, stapfte durch das Wohnzimmer, gelangte in die Küche und aß all unsere Kartoffeln auf. Als unsere Gastmutter davon erfuhr, war sie außer sich vor Wut. Jetzt können wir alle darüber lachen.


Auch beim Wäscheaufhängen wird die „Todeskuh“ zu einem Bedrängnis. Seelenruhig grasten die neun Kühe um mich herum, als ich den Basin mit meiner gewaschenen Kleidung neben der Wäscheleine abstellte. Ich konnte nur drei, vier Kleidungsstücke aufhängen bis die „Todeskuh” von hinten auf mich zu lief. Ich ließ das Shirt, was ich gerade aufhängen wollte, fallen und rannte um mein Leben. Ich hatte buchstäblich Todesangst! Auch in diesem Fall kam jemand zur Rettung und zwar unser Milchmelker Samson. Noch mal gut gegangen!


Unser nächster Protagonist ist Europe. Nein, ich meine nicht den Kontinent. Ich rede hier von unserer Katze, die eines Morgens unerwartet in unserem Zimmer erschien. Es war 6:30 Uhr, als Lioba und ich von zwei lauten Knallgeräuschen geweckt wurden. Ich erschrak, stand sofort von unserem Hochbett auf und blickte hoch zu Lioba. Ich hatte Angst, dass ihr irgendwas passiert sei. Lioba, noch völlig benommen vom Schlaf, zeigte nur mit ihrem Arm nach oben. Ich drehte mich also um und blickte zur Decke und sah ein riesengroßes Loch. Es fing irgendwo an, zu miauen und ich erblickte Europe auf dem Fußboden. Ich überlegte nicht lange, öffnete unsere Tür und ließ sie raus. Erst als ich die Tür wieder schloss, realisierte ich erst, was geschehen war. Ich schaute noch mal hoch zur Decke, wo ein Holzbrett schräg nach unten hing. Überall im Zimmer waren Erde, kleine Steine und Staub zu sehen. Ich konnte es einfach nicht fassen! “Das ist doch einfach nicht wahr!” kam nur aus mir heraus. Schmunzeln musste ich trotzdem ein bisschen. Schließlich entschieden Lioba und ich uns, noch etwas zu schlafen, da wir zu diesem Zeitpunkt eh nichts machen konnten. Die anderen waren nämlich noch im Tiefschlaf.


Wenn ich gerade schon von unerwartetem Besuch erzähle: Ein Huhn hat sich auch schon mal in unserem Zimmer verirrt…

Ihr habt hoffentlich jetzt gemerkt, dass das Leben mit den Tieren hier nicht ganz ohne ist. Von unserer Katze Europe habe ich bereits erzählt. Die anderen zwei Katzen heißen Africa und Nigeria und wer hätt’s gedacht: Africa ist schwarz, Europe ist weiß und Nigeria hat weiß-graues Fell. Wenn mich jemand nach ihrer Beziehung zueinander fragen würde, würde ich sagen, dass das eine Hass-Liebe zwischen ihnen ist. Manchmal kuscheln sie ganz lieb und süß miteinander. Doch andere Male jagen sie sich hinterher, beißen sich und fauchen und springen sich an. Bei denen geht dann wirklich die Post ab, wobei sie auch um Himmelswillen keine Rücksicht auf die Gegenstände im Haus nehmen.


Africa ist zudem der „Thief“ unter den Katzen. Egal ob in der Küche oder auf dem Essenstisch, Africa schleicht sich gespenstisch ran und nimmt sich alles, was sie kriegen kann, bevor sie von jemandem entdeckt und weggescheucht wird.

Kommen wir nun zu unserer Stromsituation. Während man in Deutschland tagsüber Strom für die unzähligen und verschiedensten Haushaltsgeräte braucht, wie zum Beispiel für den Kühschrank, den Toaster, die Kaffeemaschine, die Spülmaschine, den Mixer, den Wasserkocher und und und, braucht man hier tagsüber keinen Strom, da man schlichtweg diese Geräte alle nicht besitzt. Sobald es jedoch gegen 19 Uhr wie auf Knopfdruck stockdunkel wird, fehlt einem der Strom hier schon ein wenig. Besonders wenn ich einen Video-Call habe, erscheint mein Gesicht für mein Gegenüber irgendwann komplett schwarz. Ausgerüstet mit zwei riesigen Taschenlampen lernen wir uns aber zu helfen. Manchmal werden diese Taschenlampen aus irgendeinem Grund nicht verwendet. Zum Beispiel kam ich eines Abends nichtsahnend ins dunkle Wohnzimmer und erschrak, als ich Kaugeräusche hörte. Da saß unser Gastbruder am Tisch, mit seinem Teller vor sich und aß dort sein Abendessen. Wie er es schaffte, das Essen einigermaßen in seinen Mund zu befördern, bleibt für mich immer noch ein Rätsel. Meistens zwischen 20 und 21 Uhr springt der Generator an. Zuerst hört man ein lautes Brummen und Knattern, bevor für uns buchstäblich das Licht auf einmal aufgeht. Für Lioba und mich ist das auch immer wieder eine Überraschung. Unsere Augen werden groß, unser Mund ist weit aufgerissen und wir starren uns für ein paar Sekunden fassungslos gegenseitig an. Dann heißt es schnell ins Zimmer rennen und alles Nötige an die Steckdose schließen.

Eine weitere Sache, die uns hier fehlt, ist ein Spiegel. Obwohl ich mich daran schnell gewöhnt habe, nutzen nicht nur Lioba und ich, sondern auch unsere Gastgeschwister, seit einigen Wochen unsere neue Entdeckung. Das Haus, das auf unserem Grundstück momentan gebaut wird, hat Fenster, die von außen schwarz erscheinen und in denen man sich grandios spiegeln kann. Das Problem ist nur, dass wir am Anfang nicht daran gedacht haben, dass die Arbeiter im Haus uns sehen können. Ihr könnt euch ja denken, was für komische Grimassen und Posen sie von uns gesehen haben müssen. Einfach nur peinlich!


Abends auf Klo gehen ist hier so eine Sache für sich und wenn ich hier von Klo spreche, meine ich nicht euer Klo in Deutschland. Hier auf dem Land sind nämlich Plumpsklos üblich. Ich mit einer sehr schwachen Blase wache also in der Nacht auf und drücke erstmal den Homebutton auf meinem iPad, was direkt neben mir auf dem Bett liegt. Ich schaue auf die Uhr und jedes Mal denke ich mir: „Kein Bock aufzustehen. Vielleicht halte ich es ja noch bis zum Morgen aus.” Dennoch entscheide ich mich jedes Mal, den folgenden Akt auf mich zu nehmen. Ich reiße mich also zusammen, nehme meine Stirnlampe in die Hand und löse erstmal unser Moskitonetz, was ich kurz vorm Schlafengehen mühsam unter meine durchgelegene Matratze gestopft habe. Dann stehe ich auf, öffne unsere Tür und gehe mit langsamen Schritten auf unsere Haustür zu. Jetzt sind wir schon bei der größten Mammutaufgabe angekommen. Diese Haustür ist nämlich keine normale Tür. Da sie keinen Griff hat, greife ich mit beiden Händen die obere Türkante und ziehe mit voller Kraft die Tür zu mir hin. Das klappt auch sehr gut. Das Problem ist nur, dass diese Aktion einen lauten „Wumps” von sich gibt und ich damit alle gefühlt aufweckt habe. Ich, immer noch mit voller Blase, muss nun über unsere zwei Hunde, die direkt vor der Haustür schlafen, steigen. Weiter geht’s! Mit funzelndem Licht von meiner Stirnlampe (Ich bin zu faul, die Batterien zu wechseln), tapse ich nun zur Toilette. Hier in Kenia würde man sagen:” I’m going for a short call”. Ungefähr zehn Meter Fußmarsch und zwei Treppenstufen kosten es mich, um an meinem ersehnten Ziel endlich anzukommen. Jetzt wird es aber nochmal richtig knifflig. Ich reiße mir ein Stück Klopapier ab, drehe mich um, knie mich hin, blickte in das Loch, verändere nochmal meine Position und hoffe nur noch, dass ich auch wirklich nur das Loch treffe. Sobald ich fertig bin, ziehe ich für die Spülung an einem Seil. Bis vor unserem Urlaub hatten wir das Glück, einen Spülkasten zu haben. Momentan jedoch ist das Seil aus unerklärlichen Gründen verschwunden, sodass ich nun zwei Schritte vorgehe, einen kleinen Eimer nehme, den Hahn aufdrehe und den Eimer mit Wasser fülle. Dann drehe ich mich wieder um und kippe den Eimer im Loch aus. Tada! Auf meinem Weg zur Haustür bleibe ich meistens noch kurz draußen stehen und bewundere den Sternenhimmel. Dann heißt es wieder über die Hunde steigen, die Tür hinter mir schließen und endlich ins Zimmer verschwinden. Meine nassen Hände trockne ich wie immer dann mit meinem tollen Mikrofaser-Handtuch ab. Dann begebe ich mich ins Bett, stopfe mit halb geöffneten Augen das Moskitonetz wieder in die Matratze und schlafe schließlich ein.

Ich hoffe, euch hat dieser mal etwas andere Blogeintrag gefallen und vielleicht konnte ich den ein anderen von euch tatsächlich zum Schmunzeln bringen.

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